Eine Zusammenarbeit des Kunstwestthüringer e.V. und der Anni-Berger-Stiftung
im Rathaus Bad Langensalza 13.1 -22.03.2012
Machen Sie mit mir eine kleine Reise an einen kleinen idyllischen Ort, verschont vom Massentourismus, eine Oase, die in all dem gegenwärtigen Chaos der Seele nur Gutes tut. Hier an diesem Ort gibt es einen kleinen Hafen, minimalistisch mit einem Cafe, umringt von ein paar schaukelnden Booten und Orangenbäumchen mit einer Kulisse, wie auf einem alpinen Werbeplakat. Der Blick gleitet über den Gardasee direkt hoch zum Monte Baldo und streift dann die rote Espressotasse um schließlich hinüber zu wandern und zu der urigen italienische Häuserreihe gegenüber den Booten. Es sind keine herrschaftlichen Häuser, nicht groß, doch aber
typisch italienisch, elegant mit Fensterläden, Holz, Natursteinelementen. Oben hängt die Wäsche, unten sind Schaufenster. „Alimentari“ – Lebensmittel – hatte mich ursprünglich in dem Glauben gelassen, dass es hier das Dies und Das des täglichen Lebens zu kaufen gibt. Heute weiß ich, hier ist die kleine, feine Galerie von Sabine Frank
Lebensmittelpunkt einer Künstlerin – einer davon.
Schon der erste Blick durch das kleine, liebevoll gestaltete Schaufenster macht Lust auf mehr. Drinnen ein Raum, der die spürbare Liebe zum Antiken würdig trägt , mit einer Atmosphäre, die durch die klassische Musik aus dem Hintergrund stimmungsvoll einlädt zur Schau der Bilder – Brote aller Art – gemalt auf alten italienischen Schuldscheinen . Sie faszinieren, man möchte sie berühren, weil sie einen selbst berühren. Solch elementares Zeug so würdevoll und lebendig darzustellen ist sicher eine Idee, die so einfach und so genial wirkt, wie sie ist. Es scheint so, als öffne sie dem Betrachter die Augen, den Blick für profane , scheinbar nicht beachtenswerte Dinge zu schärfen.
Es ist wunderbar, hier durchzuschlendern. Ich fühle mich verbunden und komme seitdem jedes Jahr und so gern und so voller Spannung wieder – zu sehen, was sie wohl in diesem Jahr wieder thematisiert – Sabine Frank
1956 wird sie in Nürnberg geboren und muss schon im jungen Alter von 14 Abschied von ihrem Vater nehmen
1975 – heiratet sie Hanno Höllfritsch und Tochter Tonia wird geboren
Ein Jahr später macht sie das Abitur nach und zieht anschließend bis 1978 nach Wien mit ihrer kleinen Familie
1978 – 1984 führt sie der Weg nach München – hier studiert sie Malerei, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften an der Universität und der PH München
1981 – Goldschmiedelehre unter Meister Peter Maciuga in München
1987 – Diplom zur Goldschmiedegesellin
Anschließend hat sie ihr erstes Atelier in Gargnano/ Italien und München
Endlich kann sie wieder malen. Es entstehen erste Landschaftsgemälde –
Eine Hommage an die von ihr so sehr verehrten Deutschrömer
1992 -93 halten Maciuga und sie sich im Sommer im neuen Atelier in San Rocco a Pilli in der Nähe von Siena auf – den Rest des Jahres verbringen sie in München
1994 – 99 gibt sie das Münchner Atelier auf und sie ziehen nach Cassagnes und Labastide du Vert im Südwesten Frankreichs
1999 – kommt es zum Bruch mit Maciuga
Sie bekommt den französischen Kunstpreis mit den ersten französischen Brotporträts und reist nach Italien und eröffnet die erste „Bäckerei“
Hier lernt sie den Schriftsteller und Radioautor Garleff Zacharias Langhans kennen, der von da an ihr Leben begleitet.
Jeden Tag malt sie nun ein Brot aus traditionellen Bäckereien Europas, bevor diese von Großkonzernen aufgekauft werden.
Es folgen:
Einladungen zu Ausstellungen innerhalb Deutschlands, nach Italien, Frankreich, in die Schweiz und nach Griechenland
Ihr Hauptwohnsitz ist damals München, aber auch Villa/Gargnano, wo sie ein kleines Atelier mit Wohnung hat.
2001 – Eröffnung Kunstraum Studio „PANE“ in einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft in Villa /Gargnano, wo sie erstmalig ihre Kunstprojekte der Öffentlichkeit vorstellt
2002 – beendet sie mit dem 1000. Brot das Ritual und malt nur noch Brot an Plätzen, die sie noch nicht bereist hat – immerhin sind es bis zum Jahre 2011 1157 Arbeiten zu diesem Projekt
2003 – Frutta e Verdura (Früchte und Gemüse) – 94 Arbeiten
2004 – Limonaia – Zitronen uund Zitrusfrüchte – es wird eine Hommage an die verschwindende Zitronenzucht-Tradition am Gardasee
2005 – Acqua – Wasserkrüge, Eimer, Karaffen, Gläser
In diesem Jahr lernt sie den Künstler Marco Gradi kennen und gründet mit ihm und Marco Paladini die Künstlergruppe „La Tenda Rossa“
Es folgen Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten
2006 – VINO – Weinflaschen, Karaffen, Gläser
2007 – PASTICCERIA – deutsche und italienische Törtchen
2008 – MARINIERA – Meeresstücke – die ihr in Frankreich Erfolg durch eine Ausstellung verspricht
2009 – ROSARIUM – und ihre Brotmotive werden in einer Aktion der Bäckerorganisation „Deutschland für Süddeutschland“ für Brottüten verwendet
2010 – erfolgt der Umzug von München nach Berlin. Hier arbeitet sie weiter an ihrem Lebensmittelarchiv ALIMENTARIUM – (Porträts von Butter, Eier, Mehl…)
2012 – POMMARIUM – Äpfel – heißt ihr letztes Projekt
Die Liste ihrer Ausstellungen ist enorm:
Seit 1988 – München, Schongau, Diessen, Labastide du Vert, Catus (Frankreich)
In Cahors erhält sie den Kunstpreis der Stadt
Gargnano, Gardone, Siena, Salo , Mantua und Verona in Italien
München, Frankfurt, Ulm( Brotmuseum), Tübingen, Luzern, Berlin
Luxemburg, Imola…..
….und heute hier in Bad Langensalza, der blühendsten Stadt Europas.
Es gäbe sicher noch so viel zu erzählen von ihr, aber die Zeit würde dafür nicht ausreichen.
2009 – durfte ich als erste ihre Rosen bewundern, die sie in Gargnano am Gardasee ausgestellt hat. Diesmal nicht gemalt auf alten italienischen Schuldscheinen, sondern auf Noten, handgeschrieben….
Rosen und Musik, was für eine wunderbare Verbindung. Uns so sind es auch die Rosen, die unsere Stadt Bad Langensalza, die Anni-Berger-Stiftung und Sabine Frank verbindet.
Diese Ausstellung ist eine einzige Hommage an die Königin der Blumen, eine Hommage an die Liebe, an die Schönheit dieser einzigartigen Blüte.
Sie durch die Handschrift von Sabine Frank, die hierfür fast ausschließlich frische italienische Rosen über einen langen Zeitraum so stilvoll festgehalten hat, zu sehen, ist ein ganz besonderes Privileg.
Denn die künstlerische Umsetzung bedeutet immer das Heraufheben eines Motivs auf eine ganz besondere Ebene.
Lassen Sie sich verzaubern, so wie ich mich habe verzaubern lassen. Geben sie den Bildern die Ehre, der Rose, dieser Blume, der Joseph Hayden ein ganzes Lied gewidmet hat als Metapher für eine schöne, aber auch widerspenstige Frau.
Wer weiß, was diese Blume in Ihnen auslöst????
Vielen Dank an Sabine Frank, dass sie ihre wunderbaren Arbeiten hier in Bad Langensalza ausstellt und damit auch den künstlerischen Beitrag zum morgigen Symposium liefert. Allen Gästen einen angenehmen Abend und viel Freude beim Betrachten dieser Werke in dieser grauen Jahreszeit.
Judith Unfug-Leinhos