im Schloss Dryburg Bad Langensalza
Eröffnung am 22.03. um 19.00 Uhr
Verlängerung: 22.3.- 25.05.2012
Laudatio: Prof. Dr. Peter Langer / Marburg
20.00 Uhr kleine Lesung mit Hans-Hendrik Grimmling aus seinem Buch „Die Umerziehung der Vögel“
„Vielleicht war das Schwarz aller Anfang.“ So beginnt Hans-Hendrik Grimmlings Buch „die umerziehung der vögel“. Ein Buch, das viel mehr ist als eine Autobiographie. Ein Buch, das Einblicke gewährt…Einblicke in ein bewegtes Malerleben und in den Kunstbetrieb eines Landes, zweier Länder.
Das Schwarz spielt eine große Rolle in seinen kraftvollen Bildern, die deshalb aber keineswegs depressiv oder gar düster sind. Er ist hier auch irgendwie immer wieder angekommen. Angekommen bei diesem Schwarz auf seinem Weg, der in Zwenkau bei Leipzig begann, wo er 1947 geboren wurde. Einer, der immer unangepaßt und streitbar war und ist. Von einer ständigen intellektuellen Unruhe getrieben, mit teilweise eigenwilliger Sicht auf die Dinge… beginnend in einem kleinen Atelier in seiner Heimatstadt Zwenkau, wo sich in seiner Jugend für ihn schon das „Verhängnis Kunst“ andeutet. Nach Kinderheim, Abitur und Militärdienst kommen Stationen als Transportarbeiter und Bühnenbildassistent.
Ab 1970 dann das Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden mit einem Wechsel an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ein Jahr später. Dort war Grimmling u. a. Schüler bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Danach dann der erneute Wechsel nach Dresden als Meisterschüler bei Gerhard Kettner nach dem Diplom 1974. In den späten 1970er und den 1980er Jahren arbeitete er freischaffend als Maler in Leipzig. In dieser Zeit (1978) entsteht auch das Tryptichon, das dem Buch sehr viel später seinen Namen geben sollte. Die „umerziehung der vögel“ ist eine erste von einigen dunklen und „grimmigen“ Vogelmetaphern aus diesen Jahren, mit denen er auf Distanz geht zur „Leipziger Schule“ des sozialistischen Realismus… und damit, wen sollte es wundern, aneckt. Grimmling war in Leipzig im Künstlerkreis „Tangente“ tätig und mit seinen Kollegen und Freunden Heinze, Dammbeck, Firit, Wegewitz und Huniat Initiator und Künstler der ersten und einzigen freien Kunstausstellung im ansonsten ausnahmslos kontrollierten Staatskunstbetrieb der DDR, des 1. Leipziger Herbstsalons 1984. Ein „mutiger Streich“ der, zwar national und international sehr wohl wahrgenommen, jedoch Konsequenzen für die Aktivisten hatte, sodaß letztlich drei der Künstler das Land verlassen mussten. Unter ihnen Grimmling, der 1986 nach Westberlin ausreiste, ausreisen musste. Dort angekommen fühlte er sich wie ein „nasser Vogel, der in die Mauer fällt“. Angepaßt hat er sich auch hier nicht. Streitbar und kritisch setzt er sich unter anderem auch künstlerisch mit zeitgenössisch schwierigen Themen von Menschen im Abseits auseinander. So beispielsweise im LISTROS-Jahr 2010, wobei „Listros“ als Synonym für die engagierte afrikanische Jugend steht. Neben der freischaffenden künstlerischen Arbeit in seinem Atelier im Berliner Wedding lehrt Grimmling als Dozent an der Berliner Technischen Kunsthochschule, seit 2006 als Professor.
Auch heute ist das Schwarz noch sehr omnipräsent in seinen Bildern … wenn auch immer häufiger von kräftigen Farben „umrahmt“. Vielleicht passiert ja das, was er in seinem Buch quasi als Schlußwort schreibt.
„Das Grün wird sich von selbst einstellen, wenn ich mehr Frieden in meinen Bildern finde.“
Prof.Dr. Peter Langer