Zur kommenden Ausstellung des Kunstwestthüringer e.V. im Schloss Dryburg
Ja, von Megacities wie New York, Fixpunkten von Informations- und Verkehrsströmen, haben wir Bilder und Vorstellungen im Kopf, genährt von eigenem Erleben oder auch nicht. Magnet und Moloch. Viel Dynamik und Hektik, Lautes und Buntes, das Begierden provoziert oder maßlose Enttäuschungen bringt. Projektionen von Wunschbildern, die sich häufig immer mehr entfernen von einer lebbaren Realität. In brutalen Gegensätzen scheint alles so nah beieinander: Vergangenes und Jetziges, Hoffnung und Depression, Leben und Tod, Oberfläche und Tiefe, Anfang und Ende, Überwältigungsarchitekturen und kleine, leise Räume. Wahrnehmungen, die faszinieren und solche, die zutiefst verstören. Und da sind menschliche Szenerien, die genau das spiegeln: Skuril, komisch, tragisch, verrückt oder größenwahnsinnig, intim oder auf Publikum bedacht.
Bilder solcher Städte und derer, die in ihr leben, bietet uns die international erfolgreiche Darmstädter Künstlerin Ute Döring in der Mitte März folgenden Präsentation ihrer Fotos und Fotoobjekte im Schloss Dryburg, dankenswerterweise gefördert von der Sparkassenstiftung Unstrut-Hainich. In komplexen seriellen Folgen erleben wir ihre sehr eigene Reflexion auf Gesehenes und Erlebtes. „Autorenfotografie“ (Klaus Honeff) heißt ein solches künstlerisches Herangehen. Nicht nur eine persönliche Sicht der Dinge wird uns geboten, sondern auch eine Flut von Informationen. Die Entscheidung der Künstlerin für die Farbe im Foto in dieser Ausstellung ist dabei vordergründig . Die Farbe – grellbunt und überbordend in einer solchen Stadt der Hochglanzwelten, die vielleicht nicht in jeder Beziehung auch eine Stadt von Welt ist, aber in beständiger manupulierender Aggressivität auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Kunden. Immer und überall. „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“ – ein kafkaeskes , sehr passendes Bild. Wir freuen uns auf diese Eindrücke!
(5. März bis 18. April 2015, Galerie Schloss Dryburg, Bad Langensalza, geöffnet Don. bis Sa. , 14 bis 17 Uhr)
Juliane Döbel